Wer fit sein will muss leiden - Wie ich den GroupFitness-Kurs überlebte

Zwei Schritte links, Ausfallschritt, zwei Schritte rechts. Zehn Leute in einer Reihe. Kommt man aus dem Takt, folgt eine Herde Nike-Tanktop tragender, dünnbeiniger BWL-Studentinnen, die dich König-der-Löwen-ähnlich totzutrampeln droht. Ich habe das Selbstexperiment gewagt und mich in die Welt der Sporteuphorie begeben.

 

 

 

Sich in eine stetig von links nach rechts hüpfende und (mutmaßlich) eine Choreographie ausübende Masse einzugliedern, ist für eine demütige Grobmotorikerin wie mich die erste Belastungsprobe. In keifende Gesichter zu schauen, die dich passiv-aggressiv bitten, dir doch gefälligst einen anderen Platz zu suchen, weil es ohnehin schon „so megaaaa voll“ ist und vorne „eh noch viel mehr Platz“ ist, macht den Integrationsprozess zur Herausforderung.

 

 

 

Doch kaum eingegliedert, scheint der Group Spirit sich plötzlich wie eine Droge einen Weg durch meinen Körper zu bahnen. Ich springe und hüpfe und boxe und hampelmanne – zwar immer zwei Bewegungsabläufe hinter den anderen, aber abschätzige Blicke prallen an mir ab wie Schweißtropfen auf meinem Funktionsshirt. Es läuft so gut, dass mich eine Trance überkommt. Ich bin nun auch eine Gazelle, die in der Steppe enthusiastisch gen Sonnenuntergang springt.

 

 

 

Das dumpfe Gebrüll der Kursleiterin ertönt aus den Lautsprechern und die Realität holt mich ein. Ihr Gerede von 20 Liegestütze und Burpees in drei Wiederholungsintervallen lässt mich in Schockstarre verweilen. Was ich zunächst als größte überwundene Herausforderung meiner bisherigen Studierendenlaufbahn betrachtet habe, war lediglich eine Aufwärmübung. Ich möchte rennen, doch das Netz aus Kursteilnehmerinnen lässt keine Fluchtmöglichkeit zu, ich bin gefangen im Gruppenzwang. 45 Minuten des Horrors lassen mich meine Entscheidung, fit zu werden, überdenken und ich fange an, meinen mich warmhaltenden Winterspeck zu akzeptieren.

 

 

 

Was bleibt, ist tagelanger Muskelkater und deutlich eingeschränkte Bewegungsfähigkeit. Zwar währt auch die Einsicht, dass „man vieles schaffen kann, wenn man nur will“, doch mein letzter Funke Selbstachtung wird mich so schnell nicht dorthin zurückführen.