"Ich kann nicht mehr" - Was tun, wenn es nicht mehr weitergeht?

 

 von Andreas Einberger

 

Was kann ich tun, wenn es nicht mehr weitergeht? Wenn ich mein Alltagsleben nicht mehr ausleben kann, weil ich zu große Probleme in meinem Umfeld habe? Was kann ich tun, wenn ich nicht mehr für Klausuren lernen kann, weil ich zu große Angst habe, durchzufallen? Was kann ich tun, wenn mein Kopf bei vollkommen anderen Dingen ist, als er eigentlich sein sollte? Selbst die Antwort darauf erweist sich für viele in dieser Situation als schwer: Such dir fachliche Hilfe. Die Suche nach Therapiemöglichkeiten und einem Platz  kostet Zeit und Kraft. Recherche, das Beantworten persönlicher und aufwühlender Fragen, Telefonate und zähflüssiger E-Mail-Verkehr lassen das Ganze als ein Mienenfeld bürokratischer Stolpersteine aussehen.

 

 

Sich für ein Studium fernab von zuhause zu entscheiden, ist ein großer Schritt. Selbst diejenigen, die nicht so weit dafür weggezogen sind, spüren den Leistungsdruck – egal ob selbst auferlegt oder vom Umfeld ausgehend. Man möchte gute Noten schreiben, Freunde finden, keine Geldprobleme haben, den Kontakt zu alten Schulfreunden bewahren und vieles mehr. Manche tragen diese und ähnliche Probleme bereits aus ihrer Heimat mit, manche spüren den Druck erst mit der Zeit. Studienschwierigkeiten können persönliche Probleme verursachen, aber auch anders herum. Wie auf ein Studium konzentrieren, wenn der Kopf voll mit anderen Dinge ist? Verzweiflung, Frustration, Wut, Ärger, Trauer, Ungewissheit manifestieren sich in vielerlei psychischer Schwierigkeiten, Vereinsamung und in psychosomatischen Erscheinungsbildern, wie z. B. hohem Blutdruck, Schlaflosigkeit, Zittern, Kopfschmerzen, Erbrechen und so weiter. Kurzum, die Lebensqualität sinkt bedrohlich von Problem zu Problem, von Symptom zu Symptom. Eine Krise, die man traurigerweise nicht immer aus eigener Kraft oder mithilfe von Freund*innen überwinden kann.

 

Aus diesem Grund stellen wir hier heute einige Beratungsangebote in Göttingen vor, an die sich Studierende wie du und ich wenden können. Auch manche für Notfälle, die schnelle Hilfe leisten, gegebenenfalls vollkommen anonym und finanziert durch Studiengelder (also kostenlos für die Patient*innen) oder durch die Krankenkasse. Meldet euch bei den Institutionen. Fangt bei einer an, bei der ihr glaubt, dass sie die richtige sein könnte und lasst euch hinsichtlich eurer Entscheidung beraten.

 

In einigen Einrichtungen übernimmt die Krankenkasse vollkommen unverbindlich fünf sogenannte „probatorische Sitzungen“, in denen das Formale geklärt wird. Danach muss ein Therapieantrag eingereicht werden, was ohne Probleme die jeweilige Institution übernimmt, sofern sie eine Therapieform empfiehlt. Das wird aber alles vor Ort geklärt. Der erste Schritt (egal bei welcher Institution) ist das Anrufen und ab da wird einem geholfen!

 

 

 

PSB und PAS

 

Die PSB (Psychosoziale Beratung) ist einer der ersten empfohlenen Anlaufstellen für Probleme im Studium und im Umfeld des Studiums. Auch bei Problemen im persönlichen Umfeld (z. B. Eltern, Partnerschaft) kannst du hierhin kommen sowie bei anderen persönlichen Krisen bis hin zu Depressionen, Ängsten, Suchtproblemen, Selbstwert- oder Einsamkeitsgefühlen.

 

Die PSB bietet eine schnelle, unbürokratische Kontaktaufnahme persönlich entweder in den offenen Sprechzeiten an. Oder man vereinbart telefonisch oder über E-Mail einen Termin außerhalb der offenen Sprechzeit. Im Erstgespräch wird gemeinsam dem Problem auf den Grund gegangen, um individuell erste mögliche Schritte der Bewältigung zu besprechen. In der Regel erfolgt nach dem Erstgespräch eine Serie von 1 bis 10 Einzelgesprächen, in denen eine Krisenbewältigung versucht wird und Lösungsstrategien entwickelt werden. Sollten die Einzelgespräche nicht ausreichen oder sich eine längere psychotherapeutische Behandlung als sinnvoll erweisen, hilft die PSB auch hier gerne weiter. 

 

Zudem bietet die PSB auch Gruppen- oder Paarberatungen, Kurse für verschiedenste Kompetenzen (Kursgebühren erforderlich) und kostenlose Studiencoachings vieler Art an.

 

Die PSB ist eine Institution des Studentenwerks Göttingen und liegt sehr zentral. Finanziert wird sie aus Studienqualitätsmitteln, womit die Beratung für Studierende kostenlos ist.

 

https://www.studentenwerk-goettingen.de/psb.html

 

 

Die PAS (Psychotherapeutische Ambulanz für Studierende) ist der PSB sehr ähnlich. Aufgabenfeld, Kontaktaufnahme und Angebotsspektrum sind fast gleich. Lediglich die Gruppenkompetenzen sind hier, wie alle anderen Angebote der PAS, kostenlos, da auch die PAS durch Studienqualitätsmittel finanziert wird. Ebenso fungiert die PAS, wie auch die PSB, als erste Anlaufstelle, die berät und weitere Behandlungen empfiehlt. So sind auch hier 4-10 Einzeltherapiesitzungen nach Vereinbarung zur Krisenintervention und Kurztherapie vorgesehen. Erfahrungsberichten zufolge kann aber die Zahl von 4 bis 10 Sitzungen als sehr variabel erachtet werden.

 

http://www.psy-beratung.uni-goettingen.de

 

 

 

TBZ und LAS

 

Das TBZ (Therapie- und Beratungszentrum) ist eine Organisationseinheit des Georg-Elias-Müller-Instituts für Psychologie der Uni Göttingen. Sie umfasst zwei Spaten: zum einen die Poliklinische Hochschulambulanz für Forschung und Lehre (F+L) und zum anderen die Ausbildungsambulanz des weiterbildenden Studiengangs Psychologie und Psychotherapie (WSPP). In Letzterem arbeiten Psychotherapeut*innen und Psycholog*innen mit abgeschlossenen Master, die gerade ihre Psychotherapeut*innenausbildung durchlaufen. Aus diesem Grund werden die Therapien zusätzlich von erfahrenen Supervisor*innen begleitet und überwacht. Am Therapiegespräch beteiligt sind natürlich nur du und dein*e Therapeut*in.

 

Das TBZ unterscheidet sich vom LAS-Institut in dem Aspekt, dass das Therapieangebot kognitiv verhaltenspsychologisch orientiert ist. Das Angebot der TBZ ist nicht auf Studierende beschränkt, sondern richtet sich an Personen jeden Alters, die unter psychischen Problemen oder chronisch-körperlichen Erkrankungen mit psychosozialen Folgen leiden. Aus diesem Grund ist das Behandlungsspektrum auch deutlich breiter gefächert als das der PAS oder der PSB.

 

Die Kostenübernahme erfolgt in der Regel über die gesetzliche Krankenversicherung. Spätestens hier wird deutlich, dass man durchaus „zweigleisig fahren“ kann: Man kann beispielsweise eine ambulante Psychotherapie über die Krankenkasse finanzieren lassen und parallel in Absprache mit einem/r Therapierenden ein Gruppenangebot bei der PAS oder der PSB besuchen.
https://www.psych.uni-goettingen.de/de/therapy

 

 

Das LAS (Lou Andreas-Salomé) Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie behandelt auf tiefenpsychologisch fundierter oder psychoanalytischer Therapiebasis Personen jeden Alters. Ähnlich wie beim TBZ findet hier die Ambulanz von Weiter- und Fortbildungsteilnehmen unter der Begleitung von Supervisor*innen statt.

 

Auf der offiziellen Seite des Instituts gibt es unter der Rubrik „Therapieplatzsuche“ auch umfassende Listen und Informationen zur externen Suche. Die Kosten übernimmt auch hier die gesetzliche Krankenkasse.

 

https://www.las-institut.de/institut/ambulanz/

 

 

 

Asklepios-Klinikum

 

Das Asklepios Fachklinikum Göttingen umfasst einen riesigen Komplex aus vollstationären psychiatrisch-psychotherapeutischen Einrichtungen und anderen Abteilungen, wie z. B. die Psychiatrische Institutsambulanz. Die Schwerpunkte sind breit gefächert und liegen unter anderem auf allgemeiner Psychiatrie mit Krisenintervention, Sucht und Abhängigkeit, Traumatherapie und forensischer Psychotherapie und Psychiatrie, also auf der Behandlung von Straftäter*innen (auf Wunsch unter vollständiger Anonymität!).

 

Für die Beanspruchung von Hilfeleistungen beim Asklepios Fachklinikum empfiehlt sich der Kontakt mit der zentralen Aufnahme (auf der Website zu finden). Die Kosten werden in der Regel von der gesetzlichen Krankenkasse übernommen.

 

https://www.asklepios.com/goettingen

 

 

 

privat

 

Neben dem ganzen institutionellen Angebot darf natürlich nicht vergessen werden, dass man sich auch auf eigene Faust auf die Suche nach privaten Psychotherapeut*innen machen kann. Hierbei muss beachtet werden, dass sie jeweils unterschiedliche Therapieansätze und auch Kombinationen mit anderen Ansätzen verfolgen können (verhaltenstherapeutisch, tiefenpsychologisch oder psychoanalytisch). Zudem nehmen nicht alle niedergelassenen Therapeut*innen gesetzlich Versicherte an. Eine Internetrecherche wird über derartige Fragen Auskunft geben und mit Glück besitzt der Therapeut oder die Therapeutin sogar eine eigene, offizielle Website.

 

In jedem Fall sei eine Recherche (nicht nur im Internet) empfohlen. Und meist ist der Zeitaufwand zur Recherche und Terminvereinbarung wesentlich geringer als erwartet. Also Kopf hoch und gutes Gelingen! Und vergiss eines nicht: Traue dich, Hilfe zu suchen. Es ist kein Zeichen von Schwäche, Hilfe in Anspruch zu nehmen, sondern eines von Stärke und Souveränität!